Duda News Freitag, 06.07.2012
Marcel Dudagefällt ein Foto.
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Streit über Sozialpolitik
Grüne wehren sich gegen Pläne
von Parteichef Özdemir
Von Florian Gathmann
DPA
Grünen-Chef Özdemir:
Mehr Geld in Bildung,
weniger in klassischen Transfer
Bei den Grünen regt sich vor dem sozialpolitischen Kongress
Widerstand gegen den Vorsitzenden
Cem Özdemir:
Führende Parteilinke und
Fachpolitiker
widersprechen der Idee ihres Vorsitzenden,
künftig
deutlich mehr Geld in Bildung als in
klassische Umverteilung zu stecken.
Berlin -
Der Parteichef hat sich das so schön vorgestellt:
"2:1" lautet Cem Özdemirs neue Zauberformel
für die künftige Sozialpolitik der Grünen.
Demnach sollen im Falle einer grünen Regierungsbeteiligung ab 2013 von
jedem
verfügbaren Euro für Soziales zwei Drittel in Institutionen wie Kindertagesstätten, Schulen
oder Jobcenter gesteckt werden und nur ein
Drittel in klassische Transferausgaben wie beispielsweise höhere Hartz-IV-Sätze
oder
mehr Kindergeld.
In diesem Konzept liegt für Özdemir, wie der
SPIEGEL berichtete, der Schlüssel zu moderner Sozialpolitik. Nach dem
Motto:
Schluss mit klassischer Umverteilung,
Bildung ist die bessere
Sozialpolitik.
Doch vor dem sozialpolitischen Kongress der
Grünen, der am Freitag und
Samstag in Bielefeld stattfindet, regt sich nun offener Widerstand
gegen das Konzept von Özdemir und anderen
Politikern der Grünen.
"Wenn wir bei Verteilungsfragen fast nur noch
über Bildung und
Infrastruktur reden, dann
sind wir Grüne auf dem falschen Dampfer",
sagt Gerhard Schick, Mitglied des Grünen
Führungsgremiums Parteirat und
finanzpolitischer Sprecher
der Bundestagsfraktion.
"Es braucht neben
Bildungsinvestitionen auch
eine bessere finanzielle Absicherung, damit
niemand gesellschaftlich abrutscht, und
Veränderungen in unserer
Wirtschaftsordnung,
die immer mehr Ungleichheit produziert."
Auch der Landeschef der nordrhein-westfälischen Grünen, Sven Lehmann,
übt deutliche Kritik an
den Plänen von Özdemir:
"Bildung kann keine
gute Sozialpolitik ersetzen,
denn auch in einer hochgebildeten
Gesellschaft
kann es materielle Armut geben", sagt Lehmann.
Er sitzt wie
sein Parteifreund Schick im Grünen-Zukunftsforum, das unter der Leitung
von
Özdemir und dem Parteistrategen Peter Siller
"Antworten auf die
auseinanderfallende Gesellschaft" finden soll.
Beide gehören, anders als
Realo-Kopf Özdemir,
dem linken Parteiflügel an.
Natürlich seien die Grünen "eine Bildungs- und
Teilhabe-Partei", so
NRW-Landeschef Lehmann.
"Wir dürfen kein Kind zurücklassen, deswegen
liegt unsere Priorität zu Recht auf einem guten
Angebot für Bildung und
Betreuung."
Aber richtig sei auch:
"Das massive Armutsproblem verlangt
eine
mutige Politik der Umverteilung, große Vermögen müssen stärker zur
Finanzierung der sozialen
Sicherung herangezogen werden."
Lehmanns klare Ansage an Özdemir und dessen Anhänger einer grünen
Sozialpolitik mit weniger Transferausgaben:
"Wir müssen unsere sozialen
Sicherungssysteme
so umgestalten, dass sie Abstiegsängste nehmen
und
armutsfest sind.
Dies gilt vor allem für Kinder und Ältere."
Unverständnis über die Pläne von Özdemir und Co. äußert auch der
Grünen-Abgeordnete Toni Hofreiter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses
im Bundestag.
Hofreiter, ebenfalls Mitglied im Grünen-Zukunftsforum, hat
einen ganz simplen Einwand:
"Das ist für mich für den Bundeshaushalt
kaum vorstellbar", sagt der Parteilinke.
Dort seien viel zu viele Mittel
für soziale Ausgaben gebunden, als dass man sie so umwidmen könne,
wie
es die Özdemir-Idee vorsieht.
Gebt die Drogen endlich frei.
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