Montag, 14. Mai 2012


Breivik Prozess     14.05.2012     17:50 Uhr   



 
Prozesstag 18 in Oslo.

Zeugin (19) wendet sich an den Killer

„Wir haben gewonnen.  Er hat verloren!“


18. Prozesstag gegen Anders Behring Breivik Foto: dapd
Der Angeklagte lächelt im Gerichtssaal. 
Breivik ist nicht nur wegen Mordes sondern 
auch wegen dutzendfachen Mordversuchs angeklagt. 


Von INGRID RAAGAARD      14.05.2012 — 16:59 Uhr


Oslo
Tag 18 im Prozess gegen Massenmörder Anders Behring Breivik (33) – am Montag sagten Überlebende des Massakers auf der Insel Utøya aus. 

Dort hatte der Killer in etwa anderthalb Stunden 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Sommerlagers erschossen. 

Die Norwegerin 
Frida Holm Skoglund (19) konnte entkommen: 

Breivik hatte sie angeschossen, sie ins Bein getroffen. 

Doch sie schaffte es zu fliehen, schwamm um ihr Leben.

Die zarte junge Frau mit dem langen rot-blonden Haar, die zum Prozesstermin eine Spange mit Margeriten im Haar trug, hatte solche Angst vor dem Mann, der sie fast getötet hätte, dass er den Gerichtssaal verlassen musste. 

Ihre Aussage konnte er nur über Kamera in einem Nebenraum verfolgen.

Frida Holm Skoglund begann zaghaft von dem Schrecken zu erzählen, als ihr Opferanwalt sie fragte: 
„Möchtest du Breivik etwas ausrichten?“

Die junge Frau richtete in ihrem Zeugenstuhl ihren Rücken gerade auf, sagte dann: 

„Wir haben gewonnen! Er hat verloren. 

Die norwegische Jugend kann schwimmen.“


Ein kleiner Triumph – der bei einigen Zuschauern im Gericht für Wohlwollen sorgte: Obwohl Hunderte von Jugendlichen ins Wasser flüchteten, ist nur einer von ihnen ertrunken.


Breivik hatte in seiner Aussage erklärt, er habe gar nicht so viele Leute auf der Insel erschießen wollen. 

Angeblich wollte er nur einige töten und damit alle anderen in den Tyrifjord-See treiben, in dem die Insel liegt.

„Ich wollte den See als Massenvernichtungswaffe verwenden.“
Doch hier widersprach Frida vor Gericht: 

Als sie von der Insel wegschwamm, so berichtete sie, habe sie Breivik an der Südspitze der Insel auftauchen sehen. 

Er habe angefangen zu schießen. 

Dann habe er mit lauter, autoritärer Stimme gerufen: 
„Stopp, Polizei, zurückkommen." 

Frida:

„Dann sah ich, wie er die Waffe hob und die Leute erschoss."

Die junge Frau hat ihre Flucht durch das kalte Wasser zwar überlebt, aber der Kampf ums nackte Überleben hatte seinen Preis. 

Sie war mehrere Male kurz davor zu ertrinken, sie geriet in Panik. 

Als sie nach einer Stunde endlich aus dem Wasser gezogen wurde, war ihr Körper blau vor Kälte. 

Sie hatte sich vor dem Sprung ins Wasser noch selbst „behandelt“, eine Kugel aus dem Bein entfernt!
  
Bis heute leidet sie unter den Folgen: 

„Durch das kalte Wasser bekam ich Entzündungen im Knie und in den Hüftgelenken und hatte starke Schmerzen. 

Einen Monat lang konnte ich mich nur auf Krücken bewegen. 

Auch heute habe ich noch oft Schmerzen.“

Ihre Zukunftspläne – erst ein Jahr arbeiten, 
dann studieren – musste sie vorläufig aufgeben. 

Ein zweiter Überlebender, der am Vormittag aussagte, 
war Lars Grønnestadt (20).

Er wurde auf der Flucht vom Zeltplatz der Insel von Breivik in den Rücken geschossen, die Kugel zerschmetterte seine Schulter, mehrere Rippen und punktierte seine Lunge. 

Als er zusammenbrach, konnte er kaum noch atmen. 

Doch er rieb seinen Körper mit Erde ein, machte sich so für Breivik „unsichtbar“. 

Halb bewusstlos wartete er so über eine Stunde 
lang auf seine Rettung.

So das war es mit dem 17. Prozesstag in Oslo. 

Ich bin  Morgen wieder da für euch. 


Euer Adler.































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen