Donnerstag, 10. Mai 2012




Breivik Prozess Tag 16         10.05.2012             18:24Uhr 

 

Prozesstag 16 in Oslo.       

„Er trat nach der Toten, dann schoss er noch einmal auf sie“

Anders Behring Breivik – der Massenmörder vor GerichtProzess gegen Anders Breivik


Norwegen-Massaker:
Die Bilder des Schreckens



Von INGRID RAAGAARD

Der Massenmörder vor Gericht – beim Vorlesen der Obduktionsberichte verzieht er keine Miene

Oslo – Massenmörder Breivik (33), er hat nicht nur auf seine Opfer geschossen. Unfassbar: 
Er hat nach ihrem Tod auch noch nach ihnen getreten. Das erfuhren die Angehörigen am 16. Prozesstag – mal wieder ein Tag voller Tränen und Schmerz.

Zu Beginn wurden zwölf Obduktionsberichte verlesen. 
Neun der Opfer starben am Pumpenhäuschen, einem kleinen, schiefen Holzhaus, das sehr abgelegen am Inselufer liegt. 
Viele hatten hier Schutz gesucht, weil es direkt am Ufer liegt. Außerdem gibt es große Steine, hinter denen man sich verstecken kann. 
Doch vor der Breivik-Bestie war niemand sicher. 
Er ermordete hier 14 junge Menschen.

Lars Henrik Rytter Øberg (18) – er war einer, der das Massaker am Pumpenhäuschen überlebt hat. 
Der junge Mann war zusammen mit Pamela Prontip Ardam von der Cafeteria aus zum Pumpenhäuschen geflüchtet. Pamela überlebte nicht,. 
Ihr Freund erzählte jetzt vor Gericht von den letzten Minuten, die er mit ihr verbracht hatte.

Etwa 30 junge Leute hatten sich am Pumpenhäuschen versammelt, alle trösteten sich gegenseitig. 
Als die Schüsse näher kamen, suchte sie sich ein Versteck.

Dann aber kam Breivik und rief, er sei Polizist. 
Lars Henrik: 
 „Seine Stimme war autoritär, militärisch und ganz ruhig, wie man es von einem Polizisten erwarten würde. 
Er rief, es sei alles okay, und wir waren alle erleichtert. Da sah ich, wie er ein Mädchen erschoss. 
Ich bin wie gelähmt hinter dem Pumpenhäuschen stehen geblieben, aber er kam um die Ecke und schaute mir direkt ins Gesicht. 
Ich sah, dass er blaue Augen hatte und frisch rasiert war. 
Sein Gesicht war wie versteinert. 
Dann begann die Schießerei.“

An die ersten Momente danach kann sich 
Lars Henrik nicht mehr erinnern, aber er kam zu sich, 
als ein Mädchen auf ihm lag – wahrscheinlich tot. 
Er schupste sie zur Seite und sprang ins Wasser. 
„Ich tauchte unter, und als ich wieder hoch musste, 
um Luft zu holen, zielte er direkt mit dem Gewehr auf mich. Aber irgendwas passierte dann, er drehte sich um und schoss auf all die anderen.“

Auch Mohammed Abdulhaman (20) überlebte das Massaker, weil er im Wasser untertauchte. 
Vorher aber wurde er Zeuge eines Horror-Szenarios:
 „Ich schaute zum Fenster hinaus, da kam ein 
Mädchen und lief auf den Mann zu, der wie ein 
Polizist aussah, und fragte: ‚Was ist in Oslo‘ passiert? Da erschoss er sie. 
Er ging kurz weg, dann ging er zurück und trat nach ihr. Er nahm eine andere Waffe und schoss noch einmal.“

Heldenhaft verhielt sich die Zeugin Janne Hovland (17). 
Weil sie sich mit Erster Hilfe auskennt, blieb sie bei zwei Verletzten in einem Zelt, betreute sie. 
Einmal schaute sie vorsichtig hinaus, sah Breivik, 
wie er am Ufer stand und über den See blickte. 
Minutenlang beobachtete sie den Massenmörder. 
„Ich dachte mir, ich muss ihn mir genau anschauen, 
damit ich gegen ihn aussagen kann. 
Ich wusste, dass schon viele gestorben waren. 
Deshalb dachte ich, wenn er von der Insel 
verschwinden kann, muss ich ihn beschreiben können.“

Im Prozess wirkte Breivik beim Verlesen der Obduktionsberichte vollkommen teilnahmslos – wie immer. 
Während der Zeugensagen aber machte er sich Notizen. Als Mohammed Abdulhman mit seiner Aussage fertig war, wandte sich Breivik ans Gericht. 
Er habe auf der Insel niemanden berührt.

Offenbar war er mit der Aussage, er habe nach einer 
Toten mit den Füßen getreten, nicht einverstanden.

So Freunde, das war der 16. Tag im Breivik Prozess. 
Bin Morgen wieder für euch auf dem Flug. 
Euer Adler. 


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