Freitag, 29. Juni 2012


Kino Empfehlungs Seite 29.06.2012
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"Ice Age 4": Jetzt muss Oma ran



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                                                                                 Foto: 20th Century Fox

Die Versager um Mammut Manni raufen sich im vierten Teil von "Ice Age" zusammen, um gegen Piraten zu kämpfen. Eine hübsche Hymne auf die Solidarität unter Schwachen - wäre die Story nicht so eiskalt kalkuliert. Zum Glück erwärmt eine liebeshungrige Oma das Herz.

Wohin mit Oma? 

Die alte Faultierdame riecht streng, sie redet wirres 
Zeug und droht ein Pflegefall zu werden - die Familie
will sie loswerden. 

Deshalb setzt man sie beim ungeliebten Sohn Sid ab, den hatte man vorher schon verstoßen. 

Zum Glück hat Sid eine Ersatzfamilie gefunden, eine 
Art Patchwork-Clan der Arten, dem ein Mammut angehört, das sich zum Schlafen mit dem Rüssel an 
den Baum hängt und ein Säbelzahntiger ohne Jagdtrieb. 

Und jetzt kommt halt Oma dazu, deren Ungepflegtheit geradezu toxisch ist. 

Springt sie ins Meer, färbt sich das Wasser lila und 
es kommt zum großen Fischsterben.

Dysfunktional, degeneriert und nun auch noch dement: 

Man kann nicht gerade sagen, dass der zusammengewürfelte Haufen in "Ice Age" eine Ansammlung von Prachtexemplaren darstellt. 

Und doch schlagen sich die Tiere wacker durch die Umbruchphasen der Urzeit. 

Die animierten Viecher laufen zu einer menschlichen Größe auf, zu der reale Homo Sapiens kaum in der 
Lage scheinen.

Das eint "Ice Age" mit anderen computergenerierten Tierabenteuern: 

Ob "Ratatouille", "Rango" oder "Rio"
überall herrscht das Prinzip des  
Survival of the Softest

Doch im Eiszeit-Serial aus dem Hause Fox, das eigentlich von nichts anderem handelt als vom 
Sterben und Werden der Arten, wird der im Thema immanente Darwinismus in einen besonders strahlenden Humanismus verwandelt. 

Noch in der größten Krise übt man sich hier in Solidarität, noch für die größte Pestbeule ist Platz.

Der programmierte Blockbuster

Die Macher der "Ice Age"-Saga leiten aus dem Solidarprinzip ihrer Helden ein einfaches 
Erzählprinzip ab. 

Von Folge zu Folge vergrößern sie die animalische Schutzgemeinschaft - und zwar gewinnbringend: 

Der erste Teil spielte 2002 weltweit 380 Millionen 
Dollar ein, der zweite vier Jahre später mehr als 
650 Millionen und der dritte im Jahr 2009 fast 890 Millionen. 

Aus dieser Gewinnkurve ergibt sich eine extrem 
hohe Erwartung an "Ice Age 4": 

Alles unter einer Milliarde Dollar wäre eine Enttäuschung.

Fotostrecke
Ja, sind wir denn im "Dschungelbuch"? Captain Utan verbreitet Angst und Schrecken.
Teenager in love: Auch bei Mammuts spielen mal die Hormone verrückt.
 Ich glaub, mich knutscht 'n Faultier: Diego bricht unter der Oma zusammen.
 Kleines Eichhörnchen, große Wirkung: Scrat lässt mal wieder die Welt...
Immer auf der Jagd nach der perfekten Eichel: Scrat auf Futtersuche
Von den Eltern verstoßen, von der Ersatzfamilie geliebt: Faultier Sid

Deshalb wollte Fox mit seinem programmierten Blockbuster (der wegen der EM nicht an einem Donnerstag, sondern in Deutschland erst am kommenden Montag startet) wohl unbedingt alles 
richtig machen. 

Bei "Ice Age" ging ja die sympathische 
Ehrgeizlosigkeit der Figuren stets mit einer 
verbissenen Zielgruppenoptimierung einher: 

Die Schöpfer bauen in die Geschichten ein, was 
gerade auf dem Kinder-Markt für Furore sorgt. 

So sind nach den Dinos im schon schwächeren 
dritten Teil nun die Piraten dran.

Bei den plumpen Verweisen aufs Kino-Franchise 
"Fluch der Karibik" - wo auch ein Teil den anderen 
Teil an der Kinokasse übertrumpfte - zeigen sich 
jedoch die groben Schwächen von "Ice Age 4": 

Auf einer Scholle treiben die Softies um 
Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego einer Truppe Freibeuter in die Arme, denen es an Charakter mangelt. 

Und das nicht nur in moralischer Hinsicht, sondern 
auch in erzählerischer: 

Sie bleiben in ihrer Bösartigkeit allen 3-D-Effekten 
zum Trotz flach.

Wo in anderen computergenerierten Filmen kunstvoll zitiert wird, da klauen die "Ice Age 4"-Macher 
(Regie: Mike Thurmeier und Steve Martino) nur uninspiriert zusammen. 

Der Piratenkapitän ist ein Orang-Utan und wirkt, wie 
aus dem "Dschungelbuch" gefallen. 

Das Heer hyperaktiver Nager, mit dem sich Manni 
und seine Freunde gegen die Seeräuber verbünden, erinnert frappierend an den Lemuren-Stamm in "Madagaskar". 

Und die auf Blättern einschwebenden Kleintier-
Bomber hat man sehr viel virtuoser in "Rango" 
gesehen. 

Insgesamt wirkt das Urzeit-Spektakel mit dem Milliarden-Ziel arg zusammengeramscht.

Auf Oma Faultier lassen wir trotzdem nichts kommen, 
für sie würden wir es sogar mit dem unvermeidlichen fünften "Ice Age"-Teil probieren. 

Wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, ist sie 
vom Status eines Pflegefalls doch weit entfernt, 
sogar liebestechnisch geht da noch einiges. 

Omas Sexappeal entspricht dem einer Rosine, und 
das ist positiv gemeint. 

Wie heißt es doch im Film: 

Je runzeliger die Haut, desto süßer das Fleisch.

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