Kino Empfehlungs Seite 29.06.2012
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"Ice Age 4": Jetzt muss Oma ran
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Von Christian Buß
Foto: 20th Century Fox
Wohin mit Oma?
Die alte Faultierdame riecht streng, sie redet wirres
Zeug und droht ein Pflegefall zu werden - die Familie
will sie
loswerden.
Deshalb setzt man sie beim ungeliebten Sohn Sid ab, den hatte
man vorher schon verstoßen.
Zum Glück hat Sid eine Ersatzfamilie
gefunden, eine
Art Patchwork-Clan der Arten, dem ein Mammut angehört,
das sich zum Schlafen mit dem Rüssel an
den Baum hängt und ein
Säbelzahntiger ohne Jagdtrieb.
Und jetzt kommt halt Oma dazu, deren
Ungepflegtheit geradezu toxisch ist.
Springt sie ins Meer, färbt sich
das Wasser lila und
es kommt zum großen Fischsterben.
Dysfunktional, degeneriert und nun auch noch dement:
Man kann nicht gerade sagen, dass der zusammengewürfelte Haufen in "Ice Age" eine Ansammlung von Prachtexemplaren darstellt.
Und doch schlagen sich die Tiere wacker durch die Umbruchphasen der Urzeit.
Die animierten Viecher laufen zu einer menschlichen Größe auf, zu der reale Homo Sapiens kaum in der
Lage scheinen.
Das eint "Ice Age" mit anderen computergenerierten Tierabenteuern:
überall herrscht das Prinzip des
Survival of the Softest.
Doch im Eiszeit-Serial aus dem Hause Fox, das eigentlich von nichts
anderem handelt als vom
Sterben und Werden der Arten, wird der im Thema
immanente Darwinismus in einen besonders strahlenden Humanismus
verwandelt.
Noch in der größten Krise übt man sich hier in Solidarität,
noch für die größte Pestbeule ist Platz.
Der programmierte Blockbuster
Die Macher der "Ice Age"-Saga leiten aus dem Solidarprinzip ihrer
Helden ein einfaches
Erzählprinzip ab.
Von Folge zu Folge vergrößern sie
die animalische Schutzgemeinschaft - und zwar gewinnbringend:
Der erste
Teil spielte 2002 weltweit 380 Millionen
Dollar ein, der zweite vier
Jahre später mehr als
650 Millionen und der dritte im Jahr 2009 fast 890
Millionen.
Aus dieser Gewinnkurve ergibt sich eine extrem
hohe
Erwartung an "Ice Age 4":
Alles unter einer Milliarde Dollar wäre eine
Enttäuschung.
Fotostrecke
Deshalb wollte Fox mit seinem programmierten Blockbuster (der wegen der
EM nicht an einem Donnerstag, sondern in Deutschland erst am kommenden
Montag startet) wohl unbedingt alles
richtig machen.
Bei "Ice Age" ging
ja die sympathische
Ehrgeizlosigkeit der Figuren stets mit einer
verbissenen Zielgruppenoptimierung einher:
Die Schöpfer bauen in die
Geschichten ein, was
gerade auf dem Kinder-Markt für Furore sorgt.
So
sind nach den Dinos im schon schwächeren
dritten Teil nun die Piraten
dran.
Bei den plumpen Verweisen aufs Kino-Franchise
"Fluch der Karibik" - wo auch ein Teil den anderen
Teil an der Kinokasse übertrumpfte - zeigen sich
jedoch die groben Schwächen von "Ice Age 4":
Auf einer Scholle treiben die Softies um
Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego einer Truppe Freibeuter in die Arme, denen es an Charakter mangelt.
Und das nicht nur in moralischer Hinsicht, sondern
auch in erzählerischer:
Sie bleiben in ihrer Bösartigkeit allen 3-D-Effekten
zum Trotz flach.
Wo in anderen computergenerierten Filmen kunstvoll zitiert wird, da
klauen die "Ice Age 4"-Macher
(Regie: Mike Thurmeier und Steve Martino)
nur uninspiriert zusammen.
Der Piratenkapitän ist ein Orang-Utan und
wirkt, wie
aus dem "Dschungelbuch" gefallen.
Das Heer hyperaktiver
Nager, mit dem sich Manni
und seine Freunde gegen die Seeräuber
verbünden, erinnert frappierend an den Lemuren-Stamm in "Madagaskar".
Und die auf Blättern einschwebenden Kleintier-
Bomber hat man sehr viel
virtuoser in "Rango"
gesehen.
Insgesamt wirkt das Urzeit-Spektakel mit
dem Milliarden-Ziel arg zusammengeramscht.
Auf Oma Faultier lassen wir trotzdem nichts kommen,
für sie würden
wir es sogar mit dem unvermeidlichen fünften "Ice Age"-Teil probieren.
Wie sich im Laufe der Handlung herausstellt, ist sie
vom Status eines
Pflegefalls doch weit entfernt,
sogar liebestechnisch geht da noch
einiges.
Omas Sexappeal entspricht dem einer Rosine, und
das ist positiv
gemeint.
Wie heißt es doch im Film:
Je runzeliger die Haut, desto süßer
das Fleisch.
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