Piraten News Donnerstag, 05.07.2012
Piratenpartei
Poetische Politik – das Programm der
russischen Piratenpartei | Memetic Turn
EchteDemokratieJetzt @EchteDemokratie
Johannes Ponader, seines Zeichens politischer Geschäftsführer der
Piratenpartei Deutschland,
hat einen Coup gelandet, den ihm so schnell
keiner nachmachen dürfte: Die renommierte
(und linker Umtriebe völlig
unverdächtige) FAZ berichtete über seinen Rückzug vom Amt.
Dass Johannes auf die zweifelhaften Segnungen
der ARGE verzichtet und nicht auf seine politische Tätigkeit, wird erst im letzten Absatz
deutlich, was
zu lustigen Ausfällen, z. B. des Linken Bodo Ramelow
führte, der auf Twitter in seinen (mittlerweile gelöschten) Beiträgen
(Feigling!) über den Drückeberger abrantete, bevor ihn die Welle der
eigenen Peinlichkeit an den Strand des Schweigens warf.
Was war geschehen?
Ein Politiker, angefeindet wegen temporären Bezugs
von Arbeitslosengeld II teilt der Öffentlichkeit und
dem Staat mit,
wohin letzterer sich seine mit Demütigungen und dem faktischen Zustand
weitgehender Rechtlosigkeit erkauften mageren Leistungen stecken kann.
Damit macht er nicht nur auf die Zermürbungs-
und
Demütigungsmaschinerie aufmerksam, in die
sich das frühere Arbeitsamt
seit der Schröder-Ära verwandelt hat, aufmerksam, sondern auch auf das
Heer der Menschen, die sich still und leise aus dem System
verabschieden.
Die nicht mehr auf dem Amt erscheinen, keine Leistungen
mehr beantragen, keine Nachweise
mehr erbringen.
Sie halten sich mit der
Hilfe von Freunden oder Verwandten über Wasser oder ziehen ein Leben
in
partieller Illegalität vor, weil alles besser
ist, als sich in sinnlose
Maßnahmen drängeln zu
lassen, von überforderten Angestellten der ARGE,
die auch nur umsetzen, was das System vorgibt, gegängelt zu werden und
doch immer zittern zu
müssen, irgendetwas versäumt oder vergessen
zu
haben und im nächsten Monat nicht zu wissen,
wie sie ihren Minimalbedarf
decken können.
Mir persönlich sind einige Leute bekannt, die sich
lieber informell helfen lassen als vom Staat.
Und warum?
Weil sie es
können, weil ihr soziales Umfeld sich solidarisch zeigt und sie
unterstützt
(und dazu finanziell in der Lage ist).
Weil das soziale
Umfeld um den Skandal weiß,
um den Umgang des Staates mit einem Teil
seiner Bürger.
Das bedeutet nun nicht, dass die, die sich dem
System kraft ihres
Umfeldes entziehen, nun im
Luxus leben, eher im Gegenteil.
Sie nehmen
Nachteile und temporäre Abstriche
in Kauf, nur um sich der staatlichen
Totalkontrolle
durch eine Behörde zu entziehen, die eines
schon lange
nicht mehr beherrscht, was eigentlich
ihre Kernkompetenz sein sollte:
die Vermittlung von Arbeit.
Viele Menschen ohne Arbeit, genauer gesagt:
die meisten, können das
jedoch nicht.
Wir haben also nicht nur eine
Zweiklassengesellschaft, die
sich über die Frage
der Erwerbstätigkeit auseinanderdividiert,
sondern auch eine in Bezug auf die Leistungsempfänger, nämlich die, die mithilfe
von Freunden und Verwandten den Sprung ins
Vakuum unseres Sozialstaates
wagen und die,
die das nicht können.
Es ist bekannt, dass die Beschäftigungsstatistiken exzessiv geschönt
werden.
Das Jobwunder, das uns so blumig von der
Regierung verkauft und
von unkritischen Medien
(ja, auch die öffentlich-rechtlichen)
unkommentiert verbreitet wird, ist nämlich
keins.
Folgende Gruppen
tauchen nämlich in der
Statistik überhaupt nicht auf
(die Liste erhebt
keinen Anspruch auf Vollständigkeit).
- Menschen in Maßnahmen, so sinnlos diese auch sein mögen
- UnvermittelbareMenschen, die ein gewisses Alter überschritten haben (die versucht man auch gern,
- in die Frührente zu drängen)
- Aufstocker, die von ihrer Erwerbsarbeit nicht
- leben können
- mit Arbeitnehmern verheiratete Arbeitslose
- Leute, die sich still aus dem System
- verabschieden
Wie wäre es mit einer ehrlichen Statistik?
Die wird es nicht geben,
entarnt sie doch das
Jobwunder als ein Wunder der gering und somit
prekär beschäftigten.
Schuld an diesem trüben Szenario sind SPD und
Grüne, die die Agenda
2010 durchwinkten und das
heute eher ungern hören, aber auch CDU und
FDP,
die nichts an der Situation ändern und stattdessen
das Märchen von
der Vollbeschäftigung erzählen.
Aber auch die Gesellschaft trägt ihren
Teil dazu bei:
eine Wirtschaft, die immer prekärere Jobs anbietet,
Heerscharen von Leiharbeitern beschäftigt und die Gesellschaft, die den
Wert eines Menschen daran
misst, ob er Arbeit hat oder nicht.
Wir sind ein von Neid zerfressenes Land, in dem
Medien ungestraft die
Empfänger von
Sozialleistungen als Schmarotzer darstellen,
während das
blöde Vieh, äh, das Volk brav dazu
nickt und wieder in die
Wer-nicht-arbeitet-soll-
auch-nicht-essen-Mentalität zurückfällt, die aus
Zeiten stammt, die man geistig doch ganz schnell
hinter sich lassen
sollte.
Alle, die sich empören, dass Johannes Ponader
von den Piraten
nicht bezahlt wird, sollten einen
Blick auf unsere Websites werfen:
Nicht nur unser politischer Geschäftsführer hat temporär finanzielle
Probleme, die Partei hat sie
auch, und zwar dauernd.
Das liegt daran,
dass Parteienfinanzierung per se
nicht zur Installation goldener
Acrylglasklos befähigt, sondern bei einer immer noch kleinen Partei eher
gering ausfällt.
Wer sich über den Theaterregisseur Ponader
beschwert, der temporär
aufstocken musste,
verkennt, dass das für Schauspieler und andere
Berufe
in diesem Metier eher die Regel als die Ausnahme ist, und das auch bei
Leuten, die
durchaus in den Medien als “der beliebte Volksschauspieler”
oder als “bekannt aus
Funk und Fernsehen” bezeichnet werden.
Es trägt
nur niemand vor sich her.
Daher, lieber Johannes, begrüße ich Dich herzlich zurück in der Welt
derer, für die Menschen- und Bürgerrechte wieder gelten und wünsche Dir
alles
Liebe und Gute auf Deinem zukünftigen Weg, auch
als politischer
Geschäftsführer der PIRATEN.
Diesen Coup, der die LINKE ratlos
zurücklässt,
macht Dir so schnell keiner nach.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen