Freitag, 25. Mai 2012


Duda News Donnerstag,      24.05.2012


Marcel Duda hat einen Link geteilt.

         gelesen um 15:20 Uhr 


Die Wahrheit schlichter Mathematik - taz.de

Die Wahrscheinlichkeit eines Atomunfalls ist 200-mal höher als bislang angenommen. 

Weltweit am meisten gefährdet ist der Südwesten Deutschlands.


von Kai Schöneberg

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Gedenksteine für die Tschernobyl-Opfer in Kiew.             Bild:  dpa


BERLIN taz | Millionen Menschen im Südwesten Deutschlands wären betroffen: 

Wer in der Nähe der Landesgrenzen zu Belgien 
und Frankreich wohnt, muss damit rechnen, in 
den kommenden 50 Jahren Opfer einer atomaren Kernschmelze in seiner Nähe zu werden. 

Wegen der hohen Meilerdichte ist die Gefahr 
hier weltweit am höchsten.

Global ist ein Super-GAU theoretisch sogar alle 
10 bis 20 Jahre möglich. 

Das sagen nicht etwa Hardcore-Atomkritiker, 
sondern das renommierte Mainzer 
Max-Planck-Institut für Chemie – in einer jüngst 
im Fachblatt Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlichten Studie. 

Die Untersuchung beruht auf schlichter Mathematik: „Nach Fukushima habe ich mich gefragt, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein solcher Unfall wieder passiert“, sagt Institutsleiter Jos Lelieveld. 

Sein Team teilte die Laufzeit aller 440 weltweit aktiven AKWs durch die Zahl der bisherigen Kernschmelzen.

Ergo: 

Bei einer Reaktorenlaufzeit von insgesamt 
14.500 Jahren sowie vier Kernschmelzen – 
eine in Tschernobyl und drei in Fukushima – 
ergibt sich: 

Alle 3.625 Reaktorjahre kommt es zum größten anzunehmenden Unfall, dem GAU. 

Selbst wenn man konservativ auf einen GAU 
pro 5.000 Reaktorjahre aufrundet, liegt das Risiko 
damit 200-mal höher, als offizielle US-Schätzungen 
im Jahr 1990 ergaben. 

Bedrohlich für Ballungsräume

„Wenn wir Fukushima nur als einen GAU 
betrachten, verringert sich das Risiko um die 
Hälfte“, sagt Lelieveld. 

Damit begegnet er potenzieller Kritik von 
Atomfreunden, die Unfallserie nach dem Tsunami 
im März 2011 einzeln einberechnet zu haben. 

Die Atmosphärenchemiker erforschten zudem, 
wie sich die radioaktive Belastung nach einem 
GAU verteilt.

Demnach würde die Hälfte des radioaktiven 
Cäsium-137 mehr als 1.000 Kilometer, ein Viertel 
weiter als 2.000 Kilometer transportiert – 
bedrohlich für Ballungsräume mit AKWs auch 
in weiterer Entfernung wie Westeuropa.

Der Atomsicherheitsexperte Wolfgang Renneberg 
hält die Studie für verdienstvoll: 

„Wenn es ein Max-Planck-Institut sagt, hat es 
eine höhere Durchschlagskraft, als wenn es 
Greenpeace sagt“, sagt Renneberg, früher Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium. 

Selbst wenn Atombefürworter die Aussagen für deutsche Anlagen anzweifelten, gelte: 
„Es gibt AKWs auf der Welt, die viel schlechtere Sicherheitswerte haben.“  

„Schlimmer als in Japan“ 


Handlungsbedarf sieht er aufseiten der EU: Sie müsse dafür sorgen, „dass das Risiko schnellstmöglich beseitigt wird“. Denn: „Wenn es hier passiert, ist es schlimmer als in Japan, das vom Meer umgeben ist.“ In Westeuropa wären pro GAU im Schnitt 28 Millionen Menschen von einer Kontamination mit mehr als 40 Kilobecquerel pro Quadratmeter betroffen.
Die Energiewende mindert das Risiko für 
Deutschland kaum: „Der Ausstieg aus der 
Kernenergie verringert zwar das nationale Risiko 
einer radioaktiven Verseuchung“, sagt Studienleiter Lelieveld. 

„Deutlich geringer wäre die Gefährdung, 
wenn auch Deutschlands Nachbarn ihre 
Reaktoren abschalteten.“













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