Montag, 21. Mai 2012


Piraten News Montag,         21.05.2012 

     Piratenpartei  [Ben]     gelesen um 18:10 Uhr 

Pro und Contra bedingungsloses Grundeinkommen bei Telepolis.
 
Die Beschäftigung mit diesem Thema ist aufgrund der Umbrüche in der Arbeitswelt unumgänglich. 
Andererseits warnt uns der Autor vor unüberlegten Eingriffen.  
Link:  http://www.heise.de/tp/artikel/36/36947/1.html
 
Verbindliche Beschlusslage der Piraten zum BGE http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2011.2/Antragsportal/PA284




Mit dem Siegeszug der Piraten soll die Vision einer vom Arbeitszwang befreiten Gesellschaft Einzug in die Parlamente halten

Überlegungen zum bedingungslosen Grundeinkommen

Rainer Sommer   21.05.2012


Das "bedingungslose Grundeinkommen" ist keinesfalls eine neue Idee. 

Wer will, könnte wohl schon die öffentlichen Getreidespenden im antiken Rom als Vorläufer ansehen, während spätestens mit der "Sozialen Physik" der französischen Frühsozialisten Charles Fourier und Henri de Saint-Simon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein konzeptueller Grundstein gelegt worden. 

So war für Fourier "Freiheit unmöglich", so lange man "Sklave eines Mangels" wäre. 

Folglich müsse jeder am "Reichtum" beteiligt werden, woraus Fourier den bedingungslosen Anspruch eines jeden auf das "Minimum" ableitete: jenes Maß an Gütern das volle materielle Unabhängigkeit zusichert. 

"Im Übrigen lasse man jeden arbeiten, aber jeden, wie er will, denn es ist eine Tatsache, dass jeder Mensch zu irgendeiner Tätigkeit Lust hat." 

Das ist insofern interessant, weil Saint-Simon als einer der wichtigsten Begründer der "Christlichen Soziallehre" gilt, auf die sich die meisten konservativen Parteien Europas heute noch berufen.


Anders als Marx, zu dem sich beide - wie auch untereinander - in Gegnerschaft befanden, nahmen Saint-Simon und Fourier dabei zwar an, dass eine Art von "Vergesellschaftung" der Arbeit erforderlich sei, um die nötige Produktivität zu erreichen. 

Sie sahen ihre Forderung aber nicht im Widerspruch zu Märkten und Privateigentum, womit sie wohl den Ansätzen schon sehr nahe kommen, die nun prominent von den Piraten vertreten werden.

Nur scheint sich die Diskussion - jedenfalls so weit der Autor das überschauen kann - im Austausch von mehr oder weniger zum Thema passenden Links sowie von Planrechnungen zu erschöpfen, in denen die aktuellen Kosten der sozialen Sicherung gegen die erwarteten Kosten einer Grundsicherung aufgerechnet werden. 

Das soll anscheinend zeigen, dass eine Grundsicherung auch nicht viel teurer wäre als die bestehenden Systeme. 

Veränderte Arbeitswelt

Da international gehandelte Güter in den westlichen Industriestaaten heute offenbar zunehmend nicht mehr konkurrenzfähig produziert werden können, bedarf es grundsätzlich Arbeitsplätze mit hoher Produktivität. 

Das wiederum verlangt passende Qualifikationen, deren konkreten Erfordernisse sich heute so schnell ändern wie niemals zuvor. 

Folglich müssen sich auch die Mitarbeiter schnell ändern (lassen), was langfristige Beschäftigungsverhältnisse für die Unternehmen in vielen Fällen irrational erscheinen lässt, weshalb diese zu seltenen Ausnahmen werden.


Das real existierende Sozial- und Steuersystem basiert hingegen auf dem "alten" Wirtschaftsmodell, in dem Unternehmer typischerweise eine langfristige, oft als lebenslang gedachte Anstellung boten. 

Für die Beschäftigten bedeutete das eine enge Bindung an die Institution, wobei Mitarbeiter auf allen Ebenen zumeist auch für ihre privaten Interessen auf die Ressourcen der Organisationen zugreifen konnten. 

Idealisiert beruhte das System auf einer Art von wechselseitigen Interessenausgleich, wobei sich die Beschäftigten sich in der Regel stark mit der Organisation identifizierten als deren mehr oder weniger wichtiger Teil sie sich verstanden, die aber ihrerseits auch oft eine über die reine Bezahlung der Arbeitsleistung hinausgehende Fürsorgefunktion übernahmen.


Auch wenn stets durchaus ausgeprägte Kulturunterschiede zwischen Arbeitern und Angestellten bestanden und bestehen, war das Modell doch nicht völlig undurchlässig und gewährleitstete jedenfalls die volle Einbindung in die öffentlichen Sicherungssysteme, die - obwohl stets unter staatlicher Kontrolle und zumeist mit erheblichem steuerlichen Zuschussbedarf - als "Versicherungssystem" definiert sind: 

Erst durch bezahlte Arbeit können Ansprüche erworben werden. 

Dabei gingen mit der langjährigen Betriebszugehörigkeit auch unterhalb der Leitungspositionen über die Jahre substantielle Lohnsteigerungen einher, die mangels entsprechender Produktivitätssteigerungen von den Unternehmen im globalen Wettbewerb nicht finanziert werden können und später zu hohen Pensionsansprüchen führen, die angesichts der zunehmenden Langlebigkeit auch die Sozialversicherungen überfordern.

Diese Veränderungen der Arbeitswelt sind so evident, dass eigentlich längst nur verwunderlich ist, dass langfristige Beschäftigungsverhältnisse nach wie vor die Mehrheit bilden. 

Insbesondere Aktiengesellschaften versuchen zusehends nur noch diejenigen Mitarbeiter länger an sich zu binden, die ernsthaft als "knapp" empfunden werden, also Schlüsselkräfte mit besonderen Kenntnissen oder potentielle "Manager", von denen sich die Organisation einiges an Profit oder Zukunftschancen erwarten. 

Entsprechend dem betriebswirtschaftlichem Kostendenken werden "marginale Mitarbeiter" bevorzugt, also jene, die die benötigten Verrichtung im Rahmen der geforderten Qualitätsansprüche zu den geringsten Kosten ausführen und bei nachlassendem Bedarf "flexibel" abgebaut werden können.

Geht der Trend also in die Richtung, Arbeit möglichst kurzfristig am "Markt" zuzukaufen - etwa über Leiharbeitsfirmen oder indem ganze Leistungsbereiche gegen "Honorar" ausgelagert werden -, entstehen daraus Legionen an "befristet Beschäftigten" und "neuen Selbstständigen". 

Diese können dann nicht auf die Ressourcen einer großen Organisation zurückgreifen und dürfen auch nicht auf Aufstiegschancen und automatische Gehaltsvorrückungen hoffen. 

Vielmehr treten sie als Einzelkämpfer an, die sich dann alleine oder in allen Arten von Kooperationen um Aufträge bemühen müssen. 

Ihre Bezahlung wird oft von wenigen Arbeitgebern diktiert und nur in den seltensten Fällen besteht die Chance auf eine dauerhafte Anstellung, regelmäßiges Einkommen und die volle Einbindung in die sozialen Sicherungssysteme. 

Demgegenüber fehlt es aber nicht an scharfer Konkurrenz durch weitere potentieller Auftragnehmer, die sich angesichts geringer Differenzierungsmöglichkeit gegenüber den potentiellen Auftraggebern gegenseitig unterbieten und als marginale Auftragnehmer dann auch sofort und am schwersten von einer schwankenden Branchenkonjunkturen betroffen sind.


Hier setzt das "bedingungslose Grundeinkommen" an, dass die überwiegend unangenehmen Folgen der neuen Arbeitswelt auszugleichen verspricht, die in schwankende Einkommen, längeren Zeiträume mit geringer Beschäftigung, häufigem Bedarf an Ausbildungs-, Qualifikations- und Neuorientierungszeiten und dem unzureichender Anschluss an die bestehenden Sicherungssysteme bestehen.


Im Idealfall ermöglicht das nun nach Fouriers Vision, dass jeder Mensch die Tätigkeit verrichtet, zu der er Lust hat - und für die er dann potentiell so hohes Interesse aufbringt, dass daraus hohe Meisterschaft und letztendlich hohe Produktivität resultieren. 

Indem das bedingungslose Grundeinkommen also ermöglicht, dass die bezahlte Arbeit mehr den Interessen und Neigungen der Menschen entspricht, sollte es zwangsläufig auch marktgängige Qualifikationen und Fertigkeiten fördern und dabei der Gesellschaft Zeit geben, gute Ideen zu entwickeln und umzusetzen, was die gesamtwirtschaftliche Produktivität und Innovationskraft erheblich steigern sollte - und was am Ende wohl auch die einzige Finanzierungsquelle wäre, die ein bedingungsloses Grundeinkommen langfristig finanzieren könnte.

Dabei scheint vielen Piraten die Tragweite des Themas nicht ganz klar zu sein, das letztlich auf eine massive Änderung grundsätzlicher sozialer Mechanismen hinauslaufen würde, weshalb hier einmal versucht wird, aufbauend darauf, wie der Autor den Piraten-Ansatz versteht, einige Aspekte zu beleuchten, die bei einer Umsetzung relevant werden könnten.

Ein "bedingungsloses Grundeinkommen" ließe sich einfach so begründen, wie es offenbar schon die alten Römer gehandhabt hatten: als Investition in die Verhinderung von Aufständen und Revolutionen. Da Revolutionen regelmäßig die Umverteilung von Vermögen und Einkommen zum Ziel haben und auch im Misserfolgsfall hohe Kosten verursachen, könnten sie von den Vermögensbesitzern als sinnvolle Versicherungsprämie verstanden werden, die schlicht dazu dient, ihnen diese Vermögen zu erhalten, wofür sich eine Reihe von historischen Beispielen finden lassen. 

In griechischen Stadtstaaten oder in Rom wurde in etlichen Fällen auch die "Bedingungslosigkeit" zumindest für männliche Vollbürger weitgehend realisiert.

Diese Beispiele dürften als Vorbilder jedoch kaum viel Strahlkraft entwickeln, wobei der Autor den Eindruck hat, dass die Piraten-Version ohnehin eine ganz andere gesellschaftliche Vision verfolgt und zudem als unmittelbare und logische Reaktion auf die Veränderungen von Weltwirtschaft und Arbeitswelt in den letzten dreißig Jahren gesehen werden kann.



Zu befürchten ist zudem, dass bei einer raschen und nicht ausreichend durchdachten Einführung, die unintendierten negativen Effekte sehr rasch überhand nehmen und den Versuch scheitern lassen, womit die Idee nachhaltig diskreditiert wäre.

Denn "bedingungslos" bedeutet jedem selbst zu überlassen, ob er nun arbeitet oder nicht, was wohl nicht ganz zu unrecht von vielen Kritikern als Einladung zum Nichtstun interpretiert wird. 

Dabei beginnt das Problem wohl schon damit, dass viele der vorhandenen Jobs heute oft nicht einmal so viel bezahlen, wie zum bescheidenen Überleben erforderlich ist, was im Modell ja auch ohne Arbeit durch das Grundeinkommen gewährleistet werden sollte. 

Dabei handelt es sich zudem oft um durchaus unangenehme Arbeiten, die niemand freiwillig machen würde, der nicht müsste - wobei die erbärmliche Bezahlung es zumeist schon psychologisch unmöglich macht, auch nur halbwegs produktiv zu arbeiten. 

Schließlich führt das Gefühl, ausgenutzt zu werden und im System stets der Verlierer zu bleiben, zu Frustration, Resignation und letztlich zur Weigerung, mehr als das absolut Nötigste zu leisten. 

In dieser Situation werden vermutlich nur charakterliche Ausnahmeerscheinungen geneigt sein, aus eigenem Antrieb in die eigene Zukunft zu investieren, insbesondere wenn alle Anstrengungen aufgrund fortlaufender Frustrationen als hoffnungslos eingeschätzt werden.

Wer dies verweigert und deshalb heute auf staatliche Unterstützung zurückgreifen muss, wird schnell feststellen, dass dieser Status jedenfalls nichts mit "Freiheit" zu tun hat. 

So werden von den Behörden mehr oder weniger willkürlich Kurse vorgeschrieben, Termine zugeteilt, unerwünschte Jobs, Arbeitszeiten und Anfahrtswege aufgedrängt und anscheinend generell alles getan, um es den Unterworfenen möglichst schwer zu machen. 

Das drängt die Betroffenen jedoch mehr zu Vermeidungsstrategien als dazu, interessengeleitet in die persönliche Entwicklung zu investieren.

Eine bedingungslose Grundsicherung soll hingegen genau das ermöglichen und es zur gesellschaftlichen Normalität machen, sich eine Auszeit zu nehmen um an der eigenen Zukunft zu arbeiten. 

Wie viele Menschen es demgegenüber vorziehen werden, ihre Zeit nun unproduktiv etwa mit Alkohol und Drogen, mit Fernsehen und Computerspielen zu verbringen, wird sich zeigen. 

Allerdings entspricht es der Alltagserfahrung, dass die meisten Menschen es irgendwann satt haben, gar nicht produktiv tätig zu sein.


Wenig Zweifel bestehen indes daran, dass produktive Arbeit unmittelbar positive Wirkungen auf das Gesamteinkommen haben muss. 

Denn gebe es hier nur ein Entweder-oder, würde eine schlecht bezahlte und miese Arbeit den Verzicht auf ein in etwa gleich hohes Grundeinkommen bedeuten. 

Diese Arbeiten würden dann schlicht nicht mehr verrichtet und schon gar nicht zum bisherigen Preis, was eine Volkswirtschaft erst einmal verdauen müsste. 

Wie sehr zudem Fourier und Saint-Simon Recht haben, wenn sie annehmen, dass jeder Mensch zu irgendeiner Tätigkeit Lust habe, und wie sehr diese dann auch in Arbeitseinkommen mündet, harrt noch der empirischen Überprüfung und hängt wohl von den genauen Umständen ab. 

Aber es kann wohl angenommen werden, dass die Systemänderungen umso gravierender werden ausfallen müssen, je geringer die positive ökonomische Ausbeute ausfällt.

Klar ist jedenfalls, dass das ausgezahlte Grundeinkommen nicht sofort von jeder Erwerbsarbeit beeinträchtigt werden dürfte, will man nicht riskieren, dass es sich für untragbar weite Teile der Bevölkerung - so wie übrigens auch im bestehenden System - als individuell rational erweist, das Grundeinkommen zu nehmen und zusätzlich allenfalls Schwarzarbeit zu verrichten. 

Massive Veränderungen des 
Gesamtsystems wären erforderlich

Das könnte gesellschaftlich wohl nur dann finanziert werden, wenn der Satz, der ausgezahlt wird, so niedrig wäre, dass das Grundeinkommen nicht mehr der Vision entspricht, als Instrument zur Finanzierung freiwilliger Maßnahmen zur individuellen Produktivitätssteigerung zu dienen. 

Soll dieses aber tatsächlich eine Höhe erreichen, die ein erträgliches Leben finanzieren kann, müssten wohl ohnehin massive Eingriffe in das Gesamtsystem vorgenommen werden, die in der öffentlichen Diskussion bislang aber kaum präsent sind.

Denn den Aufwand abzustellen, den die bestehende Sozialversicherung betreibt, um die Berechtigung der Ansprüche festzustellen und die Arbeitslosen in Kurse oder Beschäftigung zu drängen, wäre wohl nur ein kleiner Teil der erforderlichen Systemänderungen. 

So müssten letztendlich wohl alle "öffentlichen" Sicherungssysteme und insbesondere auch die Alterssicherung in das neue System überführt werden, was zu erheblichen Verteilungskämpfen zwischen denjenigen mit Ansprüchen aus dem traditionellen System und den Outsidern führen muss, sollte nicht ein Total-Crash samt Staatsbankrott einen Neustart bei Null erzwingen.

Soll dabei auch - was vermutlich die effizienteste Lösung wäre - eine einheitliche und der Höhe des Grundeinkommens entsprechende öffentliche Pension herauskommen, werden die bestehenden Ansprüche entsprechend abgefertigt werden müssen, um ein neues System auf demokratischem Wege durchzusetzen. 

Nicht finanzierbar dürfte es jedenfalls sein, beide Systeme und deren jeweilige Bürokratien längere Zeit parallel laufen zu lassen, ebenso wenig, bereits entstandene besonders hohe Ansprüche vollständig zu kapitalisieren oder zu streichen. 

Das wird eine Reihe von Kompromissen erfordern, zu denen die aktuellen Gewinner des Systems wohl erst bereit sein werden, wenn sie den Bestand des Gesamtsystems oder ihre eigene Teilhabe daran als ernsthaft gefährdet ansehen.

Das könnte gesellschaftlich wohl nur dann finanziert werden, wenn der Satz, der ausgezahlt wird, so niedrig wäre, dass das Grundeinkommen nicht mehr der Vision entspricht, als Instrument zur Finanzierung freiwilliger Maßnahmen zur individuellen Produktivitätssteigerung zu dienen. 

Soll dieses aber tatsächlich eine Höhe erreichen, die ein erträgliches Leben finanzieren kann, müssten wohl ohnehin massive Eingriffe in das Gesamtsystem vorgenommen werden, die in der öffentlichen Diskussion bislang aber kaum präsent sind.

Denn den Aufwand abzustellen, den die bestehende Sozialversicherung betreibt, um die Berechtigung der Ansprüche festzustellen und die Arbeitslosen in Kurse oder Beschäftigung zu drängen, wäre wohl nur ein kleiner Teil der erforderlichen Systemänderungen. 

So müssten letztendlich wohl alle "öffentlichen" Sicherungssysteme und insbesondere auch die Alterssicherung in das neue System überführt werden, was zu erheblichen Verteilungskämpfen zwischen denjenigen mit Ansprüchen aus dem traditionellen System und den Outsidern führen muss, sollte nicht ein Total-Crash samt Staatsbankrott einen Neustart bei Null erzwingen.

Soll dabei auch - was vermutlich die effizienteste Lösung wäre - eine einheitliche und der Höhe des Grundeinkommens entsprechende öffentliche Pension herauskommen, werden die bestehenden Ansprüche entsprechend abgefertigt werden müssen, um ein neues System auf demokratischem Wege durchzusetzen. 

Nicht finanzierbar dürfte es jedenfalls sein, beide Systeme und deren jeweilige Bürokratien längere Zeit parallel laufen zu lassen, ebenso wenig, bereits entstandene besonders hohe Ansprüche vollständig zu kapitalisieren oder zu streichen. 

Das wird eine Reihe von Kompromissen erfordern, zu denen die aktuellen Gewinner des Systems wohl erst bereit sein werden, wenn sie den Bestand des Gesamtsystems oder ihre eigene Teilhabe daran als ernsthaft gefährdet ansehen.


Bekämpfung der Schwarzarbeit, 
Steuersystem und Datenschutz


Um dem Problem der Einschleifregelungen bei steigenden Arbeitseinnahmen und der Schwarzarbeit zu begegnen, dürfte es zudem unumgänglich sein, das Steuersystem den heutigen technischen Möglichkeiten anzupassen, um Missbrauch zu vermeiden. 

Hier ortet der Autor in Gesprächen mit Piraten übrigens erstaunlich wenig Skrupel in Hinsicht auf den Datenschutz, sondern durchaus Bereitschaft, zu diesem Zweck sehr umfassende öffentliche Datensammlungen zuzulassen - die dem Autor allerdings auch unumgänglich erscheinen, soll das System effizient gestaltet werden.

Beispielsweise könnte zur Vermeidung von Schwarzarbeit gesetzlich vorgeschrieben werden, dass Arbeit nur dann als bezahlt und steuerrechtlich anrechenbar gilt, wenn samt entsprechender Identifikation auf ein den Behörden von jedem Honorarempfänger bekannt zu machendes Konto gezahlt wird. 

Auf dieses würde auch das Grundeinkommen fließen, wobei wohl zugelassen werden müsste, dass auch die Finanzämter online permanenten Zugang darauf haben. 

Fließt nun zu wenig Arbeitseinkommen, dann würde automatisch das Grundeinkommen gutgeschrieben, das mit steigenden Zuflüssen progressiv abnimmt, bis auf Basis eines möglichst einfachen Algorithmus - dessen Parameter demokratisch festgelegt werden könnten - gar kein staatlicher Zuschuss mehr gezahlt, sondern eine Steuer eingezogen werden könnte. 


Dieses Bild ist natürlich viel zu simpel. 

Die Angelegenheit wird etwa dadurch verkompliziert, wenn in die Arbeitseinkommen auch Vorleistungen einfließen, die Kosten verursachen. 

Das wird in der Regel der Fall sein, und so müsste also zumindest über Pauschalierungen und ähnliche Vereinbarungen nachgedacht werden.

Eine derartig massive Änderung des Sozialsystems müsste aber vermutlich noch viel weitergehende Überlegungen zum Steuersystem umfassen. 

Denn wenn das Grundeinkommen gleichzeitig auch der öffentlichen Pension entspricht, kann angenommen werden, dass dessen Höhe in einem demokratischen Entscheidungsprozess mit steigendem Anteil an Senioren tendenziell immer höher ausfallen wird. 

Sollten gleichzeitig auch die bestehenden Ansprüche mit entsprechenden Vermögensübereignungen abgegolten worden sein, dann könnte es sich bald als fair und vielleicht unumgänglich erweisen, von einer Besteuerung der Einkommen auf eine Besteuerung des Konsums und der Vermögen überzugehen, was zumindest der im aktuellen System systematischen Umverteilung von Jung zu Alt 
entgegentreten würde.

Bei so massiven Änderungen des Gesamtsystems müssten jedenfalls extrem schwierige Verteilungsfragen gelöst werden, wobei die praktischen Probleme, die sich aus dem bedingungslosen Grundeinkommen ergeben könnten, wohl noch nicht einmal annähernd durchschaut sind.

Will man fair auf den Gesellschaftswandel reagieren, wird langfristig zwar ohnehin kein friedlicher Weg an dieser Idee vorbeigehen. 

Nur sollten die Piraten wohl noch froh sein, nicht in Regierungsverantwortung zu stehen und eine praktikable Lösung präsentieren zu müssen. 

Ein wenig Zeit für weitere Überlegungen dürften sie allen Erfolgen zum Trotz ja noch haben.


   Piratenpartei  [Ben]     17:10 Uhr


Sauber! Die 6 Piraten im Kieler Landtag haben sich per Selbstverpflichtung auf §108e gegen Abgeordnetenbestechung positioniert. 
Neben Syrien und Saudi-Arabien ist Deutschland traurigerweise eines der wenigen Länder, die dieses UN-Abkommen zur Korruptionsbekämpfung bis heute nicht ratifiziert haben.
              Initiative 108e – Piratenwiki
Link: http://wiki.piratenpartei.de/Initiative_108e


Dies ist eine Initiative zur Unterstützung der Petition betreffend §108e StGB - es geht um Abgeordnetenbestechung, denn seit 2003 gibt es das UN-Abkommen UNCAC (United Nations Convention against Corruption), das Deutschland zwar unterzeichnet, aber bis heute nicht umgesetzt hat.









gelesen um 16:30 Uhr 

Hallo liebe Piraten, bin gerade durch eine sehr gute Freundin Nicole aus Kassel auf folgende Seite Aufmerksam gemacht worden.

 Link: http://www.de.pledgebank.com/list





Arno Nymus  
 gelesen 15:50  Uhr
Kann man sich mal bei der Hausarbeit 
oder Ähnlichem anhören:
Hauptstadtpiraten │Ralph Boes 1



1 von 8 _ Mit dem auf dem Bundesparteitag in Chemnitz beschlossenen 
Antrag GP 050 haben wir Piraten uns das Ziel gesetzt, uns für Lösungen einzusetzen, "die ...

Mit dem auf dem Bundesparteitag in Chemnitz beschlossenen Antrag GP
050 haben wir Piraten uns das Ziel gesetzt, uns für Lösungen einzusetzen, "die eine sichere Existenz 

und gesellschaftliche Teilhabe individuell 
und bedingungslos garantieren".

Eine Variante dafür könnte ein Bedingungsloses Grundeinkommen finanziert über eine Konsumsteuer sein -- aufbauend auf der heutigen

Umsatz-/Mehrwertsteuer. 

In einem Gastbeitrag interviewt Jorges dazu
Ralph Boes von der Berliner Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen.


Quelle = http://hauptstadtpiraten.net/hsp011-grundeinkommen-mit-konsumsteuer


Kommentare des Nutzers, der das Video hochgeladen hat ( halo2pc )

Dieses Gespräche finde ich super interessant. Besonders Teil 5 hat mehr sehr gut gefallen. 

Endlich mal ein System das Sinn macht. 

Das BGE ist vielleicht keine 100%ig perfekte Lösung aber meiner Meinung nach die beste die ich je gehört habe!!


Vielen Dank für den netten Kommentar


  • Weil es eben doch ganz wenige gute Menschen gibt und die möchte ich unterstützen. Solche aufrechten Menschen wie Ralph haben dazu beigetragen und sicher nicht irgendwelche widerwertigen Kreaturen, von denen viele in den Ämtern und Politik sind. Auch gehe ich sicher nicht für den Großteil des Pöbels arbeiten, da werde ich auch weiter provozieren, damit die mal was merken. Für solche Gestalten gehe ich bestimmt nicht arbeiten, sondern für Ideale.

  • Jeder der ein Außenseiter ist hat einen guten Grund es zu sein und braucht Zeit sich selbst zu heilen. 

    Ich hasse die Menschen immer noch (schizoid). 

    Ich zB. muss mich einfach isolieren. Nicht nur zum eigenen Wohlbefinden, sondern auch um andere vor mich zu schützen. 

    Trotzdem habe ich nun Arbeit, denn glücklicherweise habe ich nach vielen Jahren eine passende Arbeit gefunden.

  • Mit Kommunismus hat das BGE nichts zutun, der Kommunismus/ Sozialismus will Eigentum durch Arbeit. 

    Für Grundeinkommensbefürworter besteht hier ein Wahlfreiheit, weil es anerkennt das Güterproduktion nicht ausschliesslich von manpower abhängig ist. 

    Ob das Grundeinkommen bei den Piraten gut aufgehoben ist wird sich zeigen. 

    Warum einzelne gerade meinen das Volk müsse über das Parteiprogramm entscheiden, dünkt mir nach einem Hintertürchen. 
    Wozu?


  • einfach eine abzweigung von kommunismus, aber immerhin besser als kapitalismus

  • einfach eine abzweigung von kommunismus

  • Hm erst sagt er jeder bekommt den 1000er, dann sagt er, dass die die verdienen dafür einen 1000er weniger verdienen werden. 

    Was bedeutet, dass effektiv nur die, die nicht arbeiten den 1000er bekommen :/

  • (... Jesus sterben lassen, Einstein sterben lassen etc aber nicht begreifen ?)

    Ich frage mich wirklich warum viele Menschen zum Arbeiten zwingen wollen. 

    Ich verstehe das nicht. 

    Denn die Arbeit zum Produzieren der Güter können auch Roboter etc machen. 

    Sind diese Menschen wirklich Menschen oder wie kann man so denken ? 

    Oder sehen diese Menschen die Verknüpfungen nicht, (was zu was führt). 

    Das sollte man wirklich mal so aufmalen, das es selbst ein Sonderschüler mit Leichtigkeit versteht.


  • Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Ist ein Spruch ich glaube von Isaac Newton. 

    Ich würde sagen in jedem Strategiespiel, in jedem Spiel im Team; das Spiel im realen Leben (alles ein Spiel), im Fußball, Volleyball, etc. was wäre das wenn jeder trotzdem nur alleine spielen, in so einer Welt; im Internet mit Facebook, Twitter, IRC, und ssh-vpn chat etc., gehts hier um alte welt gegen neue welt, (konservativ), oder um leichtes Leben auf Kosten der Kinder (Uran-murx, ......)



     Piratenpartei   [Ben]    15:00 Uhr 

Da sich in letzter Zeit Berichte über Probleme bei LiquidFeedback häufen, hier eine Statusmeldung vom zuständigen Vorstandsmitglied Klaus @tarzun Peukert.


In den letzten Tagen wurde in verschiedenen Medien über Probleme der Piratenpartei bei der Nutzung von LiquidFeedback berichtet. 

Dazu möchte ich als

 Link:  
http://vorstand.piratenpartei.de/2012/05/21/zum-betrieb-  von-liquidfeedback-in-der-piratenpartei/

Politik – transparent gestaltet

Die Software “LiquidFeedback” wird vom Public Software Group e.V. entwickelt. 


Dieser arbeitet unabhängig und nicht im Auftrag der Piratenpartei. 

Die Piratenpartei setzt diese Software ein und betreibt sie zur innerparteilichen Meinungsbildung, ist an der Entwicklung aber nicht beteiligt. 

Ebenso trägt der Public Software Group e.V keine Verantwortung für den parteiinternen Betrieb der Software.

Die in Medienberichten angesprochenen diversen Herausforderungen beim Betrieb der Software sind parteiinterner Natur und nicht den Entwicklern der Software anzulasten. 

Es ist meine Verantwortung, diese Herausforderungen zu meistern. 

Mit dem jüngsten Versand der Einladungen an knapp 8.500 Neumitglieder wurde eines der benannten Probleme bereits gelöst.

Im Moment arbeiten wir mit hoher Priorität daran, die technischen Vorraussetzungen für ein zeitnahes Update auf die Version “2.0″ zu schaffen und den Mitgliedern lang erwartete Funktionalitäten und Verbesserungen, u.a. auch an der Bedienung des Systems, zur Verfügung zu stellen. 

Weitere Erweiterungen, etwa die komplett neue Oberfläche des Teams “Saftige Kumquat“, werden folgen.



Über aktuelle Entwicklungen und Probleme zum Betrieb der LiquidFeedback-Software innerhalb der Piratenpartei berichtet ein Blog bzw. das Informationsportal des Bundesvorstandes.



  Piratenpartei   [Ben]      13:50 Uhr  


Während sich (u.a.) Piraten bis in die untersten Ortsvereine mit demokratischen Wahlen abmühen, erklärt uns Oskar Lafontaine wie man das in der "Realpolitik" so macht... ARGH!


Piraten wie Hinterzimmerpolitik geht - 20.05.2012

Oskar will sich krönen lassen - 

Demokratische Wahl mit Gegenkandidaten Fehlanzeige
Das er im Interview sagt, das es sich dabei um TRANSPARENZ und nicht HIN...

Link:  http://youtu.be/XwHQPaZgtGk


Oskar will sich krönen lassen - Demokratische Wahl mit Gegenkandidaten Fehlanzeige - Das er im Interview sagt, das es sich dabei um TRANSPARENZ und nicht HINTERZIMMERPOLITIK Handel weiß zu erzürnen - Oskar Lafontaine hat seine Kampfansage an Dietmar Bartsch bekräftigt. 
Sollte Bartsch für den Vorsitz der Linkspartei kandidieren, "dann trete ich nicht an", sagte Lafontaine Berlin direkt.
  
Die besten Kommentare zum Video


nerviger Moderator
Fu7u23Y05chi vor 6 Stunden

der hört nicht zu, stellt deswegen fragen, die beantwortet sind, redet ständig dazwischen, hektisch...
RepublikSivizien Antwort an Fu7u23Y05chi (Kommentar anzeigen) vor 5 Stunden

ja..der Modertor nervt....aber was ist denn das : ich , Prinz Oskar , bin bereit mich krönen zu lassen...aber nur wenn keiner was dagegen hat..sonst dürft ihr mich nicht als König haben....ick glob es hat sich bald "!ausjelinkt"..

was für ein dämlicher moderator
lafontaine hat schon recht
wenn er monatelang gedrängt wird wieder einzusteigen und dann quasi den mitleidsgroschen gibt dann hat er keinen bock da noch nen internen wahlkampf zu führen
das ist wie wenn nen bettler sagt
nur 1 euro?
geizkragen, kannst ruhig nen zehner reinlegen -.-
Also der Lafontaine holt schon sehr weit aus und muss auch selbst damit klarkommen, dass ihm Fragen häufiger gestellt werden.
Ändert aber nichts daran, dass der Moderator nervig ist ^^
richtig, dem Moderator kannste net zuhören :(



   Piratenpartei Thüringen und Piratenpartei 
haben einen Link geteilt.


    
Die zehn wichtigsten Punkte einer Urheberrechtsreform

 gelesen um 13:40 Uhr

Die zehn wichtigsten Punkte einer Urheberrechtsreform.  



Durch diese Änderungen soll das Urheb...

 Link:  http://www.piratenpartei.de/2012/05/21/die-zehn-wichtigsten-punkte-einer-urheberrechtsreform/



Die zehn wichtigsten Punkte einer Urheberrechtsreform

Anlässlich der anhaltenden Debatten rund um das Urheberrecht möchte die Piratenpartei Deutschland zehn konkrete Forderungen zu einer Reform des Urheberrechts, anhand des beschlossenen Programms auflisten. 

Durch diese Änderungen soll das Urheberrecht erneuert und an die Anforderungen der Informationsgesellschaft angepasst werden.
Bei dieser Reform sollen Chancen des Internets genutzt werden, um die Rechte der Urheber und Nutzer zu stärken und der Gesellschaft einen freieren Zugang zu Bildung und Kultur zu ermöglichen.

1.Verkürzung der Schutzfristen auf 10 Jahre 
     nach dem Tod des Urhebers. 

Die aktuellen Schutzfristen (70 Jahre nach 
dem Tod des Urhebers) nutzen und dienen 
in erster Linie den Rechteinhabern.             

Das Problem der Nichtverfügbarkeit vieler Werke gründet sich nicht zuletzt auch in diesen übermäßig langen Schutzfristen, da viele Werke oft nicht neu aufgelegt oder neu vermarktet werden und trotzdem nicht freigegeben sind.

2. Wir wollen die Rechte der Urheber gegenüber 
    den Rechteinhabern stärken. 

So sollen, Rechte bei Nichtausübung der           Rechteinhaber schneller auf den Urheber 
zurückfallen und die Vergabe ausschließlicher Nutzungsrechte auf maximal 25 Jahre 
beschränkt werden. 

Nach Ablauf der Frist fallen diese Rechte dann 
zurück an die Urheber.

3. Im Kontext von öffentlichen Bildungseinrichtungen soll jegliche Mediennutzung von Werken frei von weiteren Urheberrechtsabgaben jenseits der regulären Anschaffung erfolgen. 

Außerdem sollen hier neue Geschäftsmodelle auf Basis freier Lizenzen angeregt werden.

4. Die zeitgemäße Archivierung von Werken in Bibliotheken muss möglich sein, die freie  Verfügbarkeit zu Bildungszwecken gewährleistet werden.
5. Das Recht auf Privatkopie soll ausformuliert und festgeschrieben sowie die Erstellung von “Remixes” und “Mashups” erleichtert werden. 
Kopierschutzmaßnahmen und digitale Rechteverwaltung (DRM) wollen wir abschaffen.


6. Wir wollen mehr Mitspracherechte für Urheber gegenüber Rechteverwertern, wie etwa ein Zweitverwertungsrecht oder eine zeitliche Begrenzung von »Buy-Out«-Verträgen (Reform des Urhebervertragsrechtes).

7. Das private, direkte, nichtkommerzielle Filesharing 
und die Weitergabe von Werken soll entkriminalisiert werden. 

Filesharer sind die besseren Kunden [1] und das Bedürfniss nach “try-before-buy” ist ein berechtigtes Bedürfnis.

8. Neue Geschäftsmodelle: 
Alle bisher funktionierenden Modelle, sowie neue Möglichkeiten wie Micropayment, Crowdfunding und -Investing aber auch die Option der Pauschalabgaben, die dem Urheber zugute kommen. 

Pauschalabgaben müssen unseren Vorstellungen von Datenschutz und der Privatsphäre in Netzen entsprechen. 

Wir wollen weiterhin eine faire und angemessene Vergütung für Urheber gewährleisten. 

Auf gegenseitiges Vertrauen zu setzen ist hier jedoch ein ebenso wichtiger Bestandteil, wie auf funktionierende und neue Vertriebswege zu setzen.

9. Das bisherige Abmahnwesen für Verletzungen des Urheberrechtes durch Privatpersonen muss beendet sowie die Störerhaftung zugunsten freier WLAN-Netze abgeschafft werden.

10. Das Urheberrecht muss den Anforderungen des medienkompetenten Nutzers von heute gerecht 
werden und darf ihn in seiner kreativen Nutzung 
nicht beschränken.

Links:
Arbeitsgemeinschaft Urheberrecht der Piratenpartei Deutschland:    
Reader Urheberrecht, eine Zusammenfassung der Positionen der 
Piratenpartei Deutschland:  


gelesen um 14:00 Uhr


Es mutet wie eine Posse an: Wenn Landtagspolitiker Geheimakten zum Rechtsterror einsehen, dürfen sie sich nur Notizen machen - und die werden ihnen anschließend wieder weggenommen.
 In Südthüringen   
So viel Heimlichkeit im Untersuchungsausschuss
Link:  http://www.insuedthueringen.de/regional/thueringen/thuefwthuedeu/So-viel-Heimlichkeit-im-Untersuchungsausschuss;art83467,2001441
Von Eike Kellermann 


Erfurt - Freitagvormittag, die Innenpolitikerinnen der Linksfraktion, Martina Renner und Katharina König, studieren Akten. 

Beide gehören zum Untersuchungsausschuss des Landtags, der Fehler von Thüringer Behörden bei der Fahndung nach den drei Jenaer Neonazis aufklären soll, die mutmaßlich die Terror-Zelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) bildeten. 

Renner und König haben sich in einen speziellen Raum im Funktionsgebäude des Parlamentes begeben. 
Es gibt nur einen Schreibtisch. 
Ein Beamter wacht über ihre Arbeit.

Die beiden Politikerinnen lesen in jenen Behördenakten, die - trotz des öffentlichen Entsetzens über das Terror-Trio - nach wie vor unter strenger Geheimhaltung stehen. Nichts von den Unterlagen soll nach draußen gelangen. Deshalb darf einzig und allein in diesem Raum die Akteneinsicht erfolgen. 

Und deshalb gibt es bisher auch keine Erlaubnis, Kopien von den Unterlagen anzufertigen.

Darüber hinaus wird die Arbeit des Untersuchungsausschusses noch weiter erschwert. Warum macht sich jemand Notizen? Damit er, wenn er die Erinnerungsstütze benötigt, darauf zurückgreifen kann. Doch genau das dürfen die parlamentarischen Aufklärer nicht, wie Martina Renner berichtet. Ihr zufolge muss sie ihre handschriftlichen Notizen am Ende der Akteneinsicht dem wachsamen Beamten übergeben, der sie in einen Umschlag packt, diesen versiegelt und in dem Raum verwahrt.

All diese Umstände lassen nach Ansicht der Linksfraktion keine vernünftige Arbeit zu. 
"Es ist doch nicht meine Aufgabe, Akten abzuschreiben. 

Das ist Zeitverschwendung", schimpft Renner. 

Sie verlangt, die Akten "zeitlich unbefristet" studieren zu können. Dafür seien Kopien erforderlich. 

Bisher gelte diese Beschränkung selbst für jene Akten, die den geringsten Grad der Geheimhaltung ("Für den Dienstgebrauch") haben und die ein Stockwerk tiefer eingesehen werden dürfen.

Zu wenig Panzerschränke


Die Linksfraktion hat inzwischen beantragt, dass Kopien hergestellt und den Fraktionen zur Verfügung gestellt werden - so wie es im Bundestag gehandhabt werde. Am kommenden Montag, wenn der Thüringer Untersuchungsausschuss das nächste Mal tagt, soll darüber entschieden werden.

Während die größte Oppositionsfraktion schon seit einiger Zeit über die Umstände der Ausschussarbeit klagt, sieht Vorsitzende Dorothea Marx (SPD) in der praktischen Arbeit bisher keine Probleme. 

Ihr zufolge gab es noch keinen Andrang der Ausschussmitglieder beim Aktenstudium und eine damit verbundene Behinderung.

Marx hält nichts von Kopien. 

Erstens müssten diese hergestellt werden, wozu das Personal nicht ausreiche. 

Zweitens müssten Panzerschränke für die Aufbewahrung in den fünf Fraktionen angeschafft werden, was erhebliche Kosten verursache.

Allerdings zeigt sich die Ausschusschefin daran interessiert, am Montag eine einvernehmliche Lösung bezüglich des Linken-Antrags hinzubekommen.

Noch ein weiteres, ganz handfestes Problem der Ausschussarbeit harrt der Lösung: 

Offen ist bisher, ob und wie die Abgeordneten Informationen aus den Geheimakten bei der Vernehmung von Zeugen verwenden können. 

Sollte dabei die Öffentlichkeit ausgesperrt werden, werde die versprochene Transparenz unterlaufen, warnt Linkspolitikerin Renner. 

Und die sei gerade jetzt, nachdem der Schäfer-Bericht gravierende Behörden-Fehler aufgedeckt habe, wichtiger denn je.

Die Ex-Chefs sind vorgeladen:

Ein Who's who der Thüringer Innenpolitik


Der Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags zum Rechtsterror vernimmt am Montag frühere Landespolitiker und Chefs von Sicherheitsbehörden. 

Zu den Prominenten zählen die einstigen Innenminister Franz Schuster (CDU) und Richard Dewes (SPD) sowie Ex-Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU). 

Zudem müssen frühere Präsidenten von Verfassungsschutz und Landeskriminalamt vor dem Ausschuss aussagen. 

Im Mittelpunkt sollen zunächst nicht die unmittelbaren Behördenpannen stehen, sondern Strukturen und Klima in den 1990er Jahren bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Geheimdienst, die zu den Pannen beigetragen haben könnten.

Die neuesten Kommentare


Ist da noch was geheim, was nicht längst 

im focus stand?

von ultrazonk am 21.05.2012 11:26

Das Wesentliche ist doch klar geworden: 

Die radikale Rechte hat man nicht beobachtet. 

Jedenfalls nicht gründlich genug. 

Aber viel interessanter wäre doch jetzt mal, zu erfahren, wen die unerschütterlich tapferen Barden vom Verfassungsschutz stattdessen beobachtet, behorcht und beschnüffelt haben? 

Mal vorausgesetzt, das sie nicht gänzlich untätig waren. 

Peinlich

von Achat
achat
x am 19.05.2012 19:26
Zu wenige Panzerschränke? 


Verbesser ungsvorschlag, fragt doch mal bei allen Thüringer Ministerien nach ob da noch was im Keller steht, was zwar nicht mehr ganz den Standards entspricht aber - zu ist doch zu und von mir aus versiegelt das Ding, genug Petschaften liegen wahrscheinlich noch bei Frau Neubert oder Herrn Jahn herum … Wenn man will geht doch alles. 

Alter Schlosser Spruch: “ Geht nicht, gibt`s nicht “!!! 








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